WAS?

Das "Kindpinkeln" ist eine der Traditionen zur Geburt eines Kindes und steht in engem Zusammenhang mit dem "Storchstellen" oder auch dem "Kilmerstuten". Beim "Kindpinkeln" wird jedoch vor allem an die veränderten Lebensumstände der Eltern bzw. vor allem des Vaters gedacht. Denn während die Mutter noch im Krankenhaus ist, lädt der frischgebackene Vater zum "Kindpinkeln" ein, um die Geburt des Kinder zu feiern und (meist mit viel Alkohol) zu "begießen".

Die Bezeichnung "Kindpinkeln" oder auch "Kindpissen" (weitere Bezeichnungen sind Babypinkeln, Babybier, Pullerbier, Pullerschnaps, Pinkelparty, Pullerparty) rührt vermutlich daher, dass das Baby üblicherweise von den Gästen begutachtet wird - und dazu gehören auch die "Ausscheidungen" des Säuglings. Der Umtrunk mit vielen Getränken soll Glück bringen, damit das Kind besser Wasser lassen kann und ein gesundes Lebens haben wird. Manche glauben auch daran, das Derjenige, der vom Säugling angepinkelt wird, während er ihn auf dem Arm hält, lebenslang Glück hat.

Mittlerweile wird diese eigentlich für den Vater gedachte Tradition, die direkt nach der Geburt stattfindet, so weit zeitlich verschoben, dass Mutter und Kind dabei sein können und nicht mehr im Krankenhaus sind. So findet das "Storchstellen" oft zeitgleich statt.

Etwas anderes ist die "Babyparty" (der amerikanischen "Babyshower" nachempfunden), die noch während der Schwangerschaft stattfindet und mit vielen Geschenken für das ungeborene Baby verbunden ist.

WO?

Entstanden ist diese Tradition im norddeutschen Raum und ist im ganzen Oldenburger Münsterland verbreitet.

SEIT WANN?

Der genaue zeitliche Ursprung ist nicht bekannt, vermutlich entstand der Brauch im Zusammenhang mit dem Kilmerstuten.

Quelle u.a. Winzheim, Malaika: Zusammen ist man nicht allein. Cloppenburg 2021